Die Folgen des demografischen Wandels werden immer stärker am Arbeitsmarkt spürbar. Lange Zeit betraf der Mangel an Arbeitskräften nur einzelne Branchen. Inzwischen gibt es kaum noch Wirtschaftszweige, die nicht über Probleme bei Stellenbesetzungen klagen.
Mit Diversität gegen den demografischen Wandel
Angesichts des Arbeitskräftemangels gewinnt Diversität für immer mehr Unternehmen an Bedeutung – bei der Personalsuche, für die Unternehmenskultur und die Bindung von Mitarbeiter*innen. Unternehmen müssen erkennen: Der demografische Wandel trifft alle. Wer auch in Zukunft ausreichend Personal finden will, wird in anderen Gruppen nach potenziellen Kandidat*innen suchen müssen, als er es bisher getan hat. Aber wie weit sind die Personalabteilungen in diesem Lernprozess?
Um das im Detail herauszufinden, haben Indeed und Glassdoor mit dem ifo Institut kooperiert und 554 Personalverantwortliche im Rahmen einer Online-Umfrage befragt.
Unternehmen werden vielfältiger
Zwei Drittel der befragten Personalverantwortlichen gibt an, dass ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren diverser geworden ist. Und die Erfahrungen mit Vielfalt sind überwiegend positiv. Vor allem bringt über ein Drittel der Befragten eine vielfältige Belegschaft mit einer schnelleren Stellenbesetzung in Verbindung. Hier erkennen die Unternehmen klar den Vorteil, den Diversität ihnen in der Personalgewinnung bringt.
Personalsuche divers ausrichten
Trotzdem achten nur 40 Prozent der befragten Personalverantwortlichen bei Stellenbesetzungen darauf, dass sich die Belegschaft vielfältig zusammensetzt. Wenn Unternehmen ihre Personalsuche divers ausrichten, ergreifen sie vor allem Maßnahmen, mit denen potenzielle Kandidat*innen adressiert werden: Dazu gehören Formulierungen in Stellenanzeigen (65 Prozent) und die Ansprache bestimmter (31 Prozent) und vielfältiger Gruppen (27 Prozent). Deutlich seltener werden Maßnahmen auf der Unternehmensseite ergriffen, wie eine divers zusammengesetzte (sieben Prozent) und im vorurteilsfreien Umgang mit Bewerber*innen geschulte HR-Abteilung (19 Prozent).
Ein Viertel hat keine Strategie gegen den demografischen Wandel
Eine andere Möglichkeit, die Folgen des demografischen Wandels abzumildern, liegt in der Bindung von Mitarbeiter*innen. Mit innerbetrieblichen Maßnahmen können Unternehmen selbst die Initiative ergreifen und direkt ihre Personalsituation beeinflussen: Wer Beschäftigte länger im Betrieb hält, hat seltener unbesetzte Stellen. Gut ein Viertel der Befragten (26 Prozent) hat allerdings noch keine Strategien entwickelt, um durch die Bindung von Mitarbeiter*innen auf den demografischen Wandel zu reagieren.
Die Unternehmen, die diese Strategie verfolgen, bieten vor allem flexible Arbeitszeitmodelle (82 Prozent) und Aus- und Weiterbildungen (76 Prozent) an. Die Bindung junger Mitarbeiter*innen wird häufiger als Maßnahme genannt (65 Prozent) als die Unterstützung der Älteren (43 Prozent). Dabei liegt gerade in der Gruppe der älteren Beschäftigen großes Potenzial. Das wird bislang aber immer noch von vielen Personalabteilungen übersehen, wie eine frühere Umfrage von Indeed zu Altersdiskriminierung gezeigt hat. In der Förderung von Vielfalt im Unternehmen sieht dagegen nur knapp ein Viertel der Befragten eine Option, Menschen an den Betrieb zu binden.
Diversität wirkt
Vielfalt in der Personalbindung und -gewinnung wird im Vergleich zu anderen Strategien seltener angewendet, dabei verkürzen Maßnahmen für eine diverse Personalgewinnung die Vakanzzeiten in Unternehmen (“time-to-hire”) deutlich: 48 Prozent der Befragten, die angeben, bei Neueinstellungen auf Diversität zu achten, besetzen freie Stellen innerhalb von zwei Monaten. In diesem Zeitraum schaffen es 43 Prozent den Unternehmen, die ihre HR-Verantwortlichen im vorurteilsfreien Umgang mit Bewerber*innen schulen. Von den Unternehmen ohne Diversitätsstrategie erreichen das nur 32 Prozent. Auch die Bilanz der Zu- und Abgänge im Unternehmen verbessert Diversität: 54 Prozent der Unternehmen mit einer vielfältig zusammengesetzten Personalabteilung konnten 2022 neue Mitarbeiter gewinnen (im Vergleich zu 32 Prozent im Durchschnitt)
So können Unternehmen ihre Personalgewinnung diverser ausrichten
Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen, die ihren Kandidat*innen-Pool vergrößern und ihre HR-Abteilung auf diverse Bewerber*innen einstellen, klare Vorteile bei der Personalsuche haben. Aber wie können Unternehmen angemessen auf die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt reagieren und ihre Personalgewinnung vielfältiger gestalten? Die Indeed-Expert*innen haben acht Tipps zusammengestellt, wie Unternehmen gezielt diversere Kandidat*innen ansprechen und für sich gewinnen können.
Am Anfang jedes Lernprozesses steht die Einsicht: Der demografische Wandel kommt nicht nur, er ist bereits da. Unternehmen, die noch keine Strategien gegen die Folgen dieser Entwicklung haben, werden bei der Personalgewinnung von der Konkurrenz abgehängt. Wichtig ist eine ehrliche Analyse des eigenen Betriebs: Wie divers ist die Belegschaft? Wen sprechen wir bei der Personalgewinnung an? Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Erkenntnis, dass auf dem Arbeitsmarkt ein Machtwechsel stattgefunden hat. Inzwischen müssen sich die Arbeitgebenden bei den Kandidat*innen bewerben und an diese Situation sollten die Bewerbungsprozesse im Unternehmen angepasst werden – vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt.
Weitere Tipps finden Sie im vollständigen Report, der über das unten stehende Formular zum Download bereitsteht.