Der „Meaning of Work Deutschland Report 2020“ zeigt: die klassische Karriereleiter ist für Beschäftigte in Deutschland heute nicht mehr der wichtigste Anreiz im Job. Stattdessen geht es ihnen insbesondere um Selbstverwirklichung durch Spaß bei der Arbeit und Möglichkeiten zur Weiterbildung.
Der Meaning of Work Report zeigt: Gehalt ist nicht alles
Die Studienergebnisse zeigen, dass Arbeitnehmer*innen den Karrierebegriff für sich neu definiert haben. So hat Indeed Beschäftigte in Deutschland nach ihrer beruflichen Weiterentwicklung in den nächsten fünf Jahren gefragt. Ganz oben auf der Liste der Karriereziele steht ein Job, der erfüllt – den wünschen sich neun von zehn Personen (90 %). Der Spaß an der Arbeit ist Beschäftigen in Deutschland sogar etwas wichtiger als mehr Gehalt (83 %). Zwei Drittel (64 %) sehnen sich nach einem Arbeitsplatz, der Raum für eigene Ziele und Selbstverwirklichung bietet. Ein überraschendes Ergebnis: Die Frage, was den Beschäftigten an ihrem Job am wichtigsten ist, wurde am häufigsten mit netten Kolleg*innen beantwortet. Was bedeutet das für die Arbeitgeber, gerade in Zeiten von Fachkräftemangel?
Dr. Annina Hering, Economist bei Indeed Hiring Lab, erklärt: „Die Indeed Studie zeigt, dass sich das Selbstverständnis von Arbeit verändert. Arbeiten nur um der Arbeit willen war gestern, heute wollen Beschäftigte Spaß an ihrer Arbeit haben. Dabei sind monetäre
Aspekte, aber gerade auch nicht-monetäre Aspekte von zentraler Bedeutung.“ Tim Verhoeven, Recruiting Evangelist bei Indeed, ergänzt: „Das Thema Beförderung als Sinnbild des Aufstiegs und der Karriere rückt in Summe stärker in den Hintergrund. Ganz konkret: Deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten würden eine Gehaltserhöhung einer Beförderung vorziehen.“
Nur jede zweite Person würde Arbeitgeber weiterempfehlen
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Indeed-Studie ist, dass viele Beschäftigte im Job unzufrieden sind: Nur rund jede zweite Person würde etwa den eigenen Arbeitgeber weiterempfehlen. Doch anstatt sich für einen Jobwechsel zu entscheiden, verbleibt die Mehrheit in ihrer aktuellen Anstellung – nur 17 % suchen einen neuen Arbeitgeber. “Der richtige Job hat großen Einfluss auf die Gestaltung des (Privat)-Lebens von Menschen und ihr Wohlbefinden. Wir verbringen täglich die Mehrheit der Stunden auf der Arbeit, daher ist eine gute Arbeitsumgebung auch so wichtig”, sagt Hering. “Die Analyse der Indeed-Daten zeigt, dass gerade zum Jahresbeginn die guten Vorsätze dazu beitragen, sich einen neuen Job zu suchen. In den ersten Arbeitswochen des neuen Jahres suchen mehr Menschen nach Jobs auf Indeed als in der restlichen Zeit des Jahres.”
Ähnliche Einstellungen bei Männern und Frauen
Die Studie beleuchtet auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Dabei fällt auf, dass beide eine ähnliche Einstellung zu vielen Faktoren ihrer Arbeitswelt haben, zum Beispiel beim Thema Gehaltstransparenz. 60 % aller männlichen Befragten befürworten eine regelmäßige interne Veröffentlichung der aktuellen Durchschnittsgehälter pro Fachabteilung und Position. Bei den weiblichen Arbeitnehmern sind es sogar 65 %. Eindeutig positiv fänden sowohl Männer (66 %) als auch Frauen (70 %), wenn bereits in Stellenanzeigen eine Angabe zum Gehalt gemacht würde.
Mit Gehaltsangaben mehr Transparenz schaffen
Verhoeven betont dazu: „Insbesondere beim Thema Gehalt existiert häufig noch ein Mangel an Transparenz. Mehr als zwei Drittel aller Befragten wünschen sich konkrete Gehaltsangaben in Stellenanzeigen. Die Auswertung der Stellenanzeigen auf Indeed zeigt jedoch, dass Gehaltsangaben in Deutschland nur sehr selten kommuniziert werden. Dabei ist das Thema interessant, da bei mehr als jeder zweiten Person ein zu niedrig empfundenes Gehalt der am häufigsten genannte Grund ist, sich nach einem neuen Job umzuschauen. Andere Länder sind hier schon ein Stück weiter, in Großbritannien verzeichnen bereits 42 % der Stellenanzeigen Informationen zum Gehalt.”
Verbesserungsbedarf bei flexibler Arbeitszeitgestaltung
Indes ist Flexibilität am Arbeitsplatz auf der Wunschliste der befragten Arbeitnehmer*innen ganz oben. Die erschwerte Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben spüren vor allem Eltern. Männer und Frauen ziehen hier laut Umfrageergebnissen am gleichen Strang: Ein Viertel der befragten Männer würde etwa für eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung einen Jobwechsel in Kauf nehmen. Unternehmen müssen allerdings selbst umdenken und flexiblere Arbeitsmodelle anbieten, hier herrscht laut dem „Meaning of Work Report“ noch Nachholbedarf. Hering unterstreicht: „Dass Deutschland immer noch häufig an patriarchalen Rollenvorstellungen festhält, hat unsere Studie gezeigt als wir gefragt haben, welche Arbeitgeber eigentlich Väter motivieren auch mal etwas länger in Elternzeit zu gehen: Über 70 % der Befragten sehen das bei ihrem Arbeitgeber bisher leider nicht.“

Das Bild zeigt Statistiken zu den Bereichen, die Arbeitnehmern im Job besonders wichtig sind. Das Team und Kollegen stehen mit 59 Prozent an erster Stelle, vor Gehalt mit 54 Prozent und Arbeitszeiten mit 42 Prozent. Die Erreichbarkeit und berufliche Weiterbildung stehen mit 27 und 28 Prozent an letzter Stelle.
Über die Studie:
Der „Meaning of Work Deutschland Report 2020“ ist in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov entstanden. Online befragt wurden im November 2019 2042 Personen der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland. Dabei wurden Alter und Geschlecht der Befragten repräsentativ für die erwerbstätige Bevölkerung gewichtet.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie auf: www.meaningofwork.de