Viele Unternehmen präsentieren sich heutzutage als LGBTIQ+-freundlich – sei es mit der Regenbogenflagge auf dem Social-Media-Profil, beim Auftritt auf Jobmessen oder auf Events wie dem CSD. Ist also alles gut für LGBTIQ+-Arbeitnehmende? Eine Studie von Indeed in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov und der UHLALA-Group zeigt: Die Diskriminierung von LGBTIQ+ am Arbeitsplatz existiert nach wie vor. Für die Betroffenen ist die psychische Belastung hoch, sie beeinträchtigt die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit im Job. Gerade Jüngere wehren sich und melden diskriminierende Vorfälle häufiger. Die Generation Z ist auch eher bereit, nach negativen Erfahrungen in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität den Job zu wechseln – meist zu einem LGBTIQ+-freundlichen Unternehmen.

Nur ein Drittel der LGBTIQ+ sind am Arbeitsplatz geoutet

Sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität sind ein wichtiger Teil der Persönlichkeit. Beschäftigte, die diesen Part von sich nicht offen am Arbeitsplatz zeigen können, weil sie Diskriminierung und Benachteiligung fürchten, müssen einigen Aufwand betreiben, um ihr Privatleben geheim zu halten. Das kostet Energie, die dann bei der Arbeit fehlt, und kann psychisch belastend sein.

Noch immer trauen sich lediglich 32 Prozent der LGBTIQ+, am Arbeitsplatz komplett offen mit ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität umzugehen. Die gute Nachricht: Immerhin 85 Prozent davon fühlen sich nach dem Outing am Arbeitsplatz unterstützt und akzeptiert. Weitere 32 Prozent öffnen sich gegenüber ausgewählten Kolleg*innen, nicht jedoch gegenüber Kund*innen oder Mandant*innen. Jede fünfte befragte Person befürchtet Nachteile im Beruf, wenn sie sich komplett outet.

Diskriminierung ist real: Von Beleidigung bis Benachteiligung

Die Angst vor Diskriminierung ist durchaus begründet: Sechs von zehn Befragten wurden aufgrund ihrer Geschlechtsidentität bzw. sexuellen Orientierung schon einmal am Arbeitsplatz diskriminiert. Das löst psychischen Stress aus: Von den Befragten, die häufig Diskriminierungserfahrungen machen, berichten 57 Prozent, dass sie der Umgang mit der sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz belastet. Besonders häufig werden abfällige Kommentare oder „Witze“ erlebt, gefolgt von Ignoranz und Unverständnis der Kolleg*innen sowie Mobbing.

Noch deutlich häufiger erleben trans Personen Diskriminierung im Arbeitsumfeld: 88 Prozent der trans Frauen und 90 Prozent der trans Männer wurden aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in der Vergangenheit diskriminiert. Eine Form von Diskriminierung ist das Misgendering. 9 % der Befragten haben es im Job erlebt: Sie wurden mit dem Vornamen angesprochen, der nicht ihrem Geschlecht entspricht.

Betroffene wehren sich – bis hin zur Kündigung

Ob Beleidung oder konkrete Benachteiligung, z. B. bei Gehalt oder Beförderung: Immer weniger LGBTIQ+ sind bereit, solche Vorfälle einfach hinzunehmen. Von den Befragten, die häufig Diskriminierung erlebt haben, haben 61 Prozent deshalb schon mindestens einmal den Job gewechselt. Für Arbeitgeber*innen sollte das ein Alarmsignal sein. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels kann es sich kein Unternehmen leisten, Beschäftigte zu verlieren.

Insbesondere jüngere Betroffene wehren sich häufiger: Sie melden Vorfälle an ihre Vorgesetzten oder Personalverantwortlichen oder ergreifen rechtliche Schritte.  LGBTIQ+ in der Altersgruppe ab 45 Jahre tendieren eher dazu, es zu ignorieren, wenn sie diskriminiert werden, oder im Kollegenkreis darüber zu sprechen.

LGBTIQ+-freundliche Unternehmen im Vorteil

Spielt also die Regenbogenflagge vor der Konzernzentrale für LGBTIQ+ eine Rolle? Für viele Befragte durchaus. Von den 53 Prozent der Befragten, deren Arbeitgeber*innen sich in der Öffentlichkeit als LGBTIQ+-freundlich präsentieren, finden 87 Prozent, dass ihre Arbeitgeber*innen dieses Versprechen auch einhalten.

Bei der Jobsuche kann die Haltung von Arbeitgeber*innen gegenüber LGBTIQ+ ein entscheidendes Kriterium sein: Insbesondere diejenigen, die ihre Stelle aufgrund von Diskriminierung gekündigt haben, suchen nach Anzeichen einer gegenüber LGBTIQ+ offenen Unternehmenskultur in den Stellenanzeigen.

Neben dem öffentlichen Bekenntnis sind aber auch konkrete Maßnahmen der Arbeitgeber*innen gefragt: Hier ist z. B. im Hinblick auf Diversity-Beauftragte, die Förderung von LGBTIQ+-Netzwerken im Unternehmen sowie die Einführung von anonymisierten Bewerbungen und geschlechtsneutralen Toiletten noch viel Luft nach oben. Unternehmen, die sich in puncto LGBTIQ+-Freundlichkeit gut aufstellen, tun etwas für die Mitarbeiterbindung und werden für weitere Segmente des Arbeitsmarktes attraktiv. Ein Pluspunkt ist auch, dass sie sich mit einer vielfältigen Belegschaft neue Perspektiven auf Produkte, Dienstleistungen und Prozesse ins Haus holen.

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