Was bedeutet Respekt?
Gegenseitiger Respekt stellt sicher, dass eine Person ihre Würde wahren kann und ist damit sogar im Grundgesetz verankert. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Lateinischen. Wörtlich übersetzt bedeutet er Rückschau, Berücksichtigung oder Rücksicht. In der damaligen Auffassung von Respekt spielten Hierarchieunterschiede eine übergeordnete Rolle. Respekt ging mit Bewunderung, Hochachtung, Ehrfurcht und oftmals sogar Unterwerfung oder Angst einher. Tatsächlich kann Respekt auch heute noch in unterschiedlich starken Ausprägungen auftreten:
- Stark: In seiner stärksten Form wird Respekt häufig von Angstgefühlen begleitet (Respekt vor einer schweren Aufgabe, vor Hunden, Spinnen etc.). Empfinden wir Bewunderung für die Leistung anderer, bringen wir ebenfalls großen Respekt zum Ausdruck.
- Normal: Wenn wir Personen unsere Achtung, Anerkennung und Wertschätzung zeigen, behandeln wir diese respektvoll.
- Schwach: Auch wer einfach nur höflich, offen und tolerant gegenüber seinen Mitmenschen ist, sorgt mit diesem Verhalten für ein respektvolles Miteinander.
Wie äußert sich Respekt im Berufsleben?
Auch am Arbeitsplatz tritt Respekt in verschiedenen Ausprägungen auf. Respektvolles Verhalten beginnt bei guten Manieren, Fairness und Toleranz im täglichen Umgang miteinander. Wenn unsere Eigenschaften, Leistungen und Erfahrungen positiv beurteilt und anerkannt werden, fühlen wir uns geschätzt, akzeptiert und damit auch respektiert. In seiner stärksten Form zeigt sich Respekt im Berufsleben als Bewunderung oder sogar als Angst vor fachlichen Herausforderungen oder besonders autoritären Vorgesetzten.
Darüber hinaus kann Respekt im Job auf zwei Ebenen auftreten:
- Horizontaler Respekt: Bezeichnet den achtungsvollen Umgang auf Augenhöhe, also im Team oder unter Kollegen.
- Vertikaler Respekt: Hier gibt es spürbare Hierarchieunterschiede zwischen den Beteiligten, wie beispielsweise zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Da Sie diesen Artikel höchstwahrscheinlich als Führungskraft lesen, konzentrieren wir uns bei den folgenden Ausführungen auf den respektvollen Umgang zwischen Personalverantwortlichen und deren Mitarbeitenden.
Tipps für einen respektvollen Umgang mit Mitarbeiter*innen
Wenn Sie Ihren Angestellten ein respektvolles Verhalten vorleben, wird in der Regel auch Ihnen mit mehr Respekt begegnet. Darüber hinaus wirkt sich das dadurch angenehme Betriebsklima positiv auf Motivation, Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit aus, was wiederum zu einer höheren Produktivität führen kann. Es gibt viele gute Gründe, die für ein achtsames Miteinander am Arbeitsplatz sprechen. Wir erklären Ihnen, wie sich ein respektvoller Umgang am besten verwirklichen lässt.
Respektieren Sie sich selbst
Nur wenn Sie Ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen, können Sie auch Ihren Mitarbeiter*innen den nötigen Respekt entgegenbringen. Akzeptieren Sie sich, so wie Sie sind, mitsamt aller Stärken und Schwächen? Nehmen Sie sich genug Zeit für sich, achten Sie auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance, fühlen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz wohl? Stehen Sie fest hinter Ihren Überzeugungen und bleiben Sie Ihren Werten in jeder Situation treu? Selbstachtung sollten Sie sich unabhängig von externer Anerkennung und erbrachter Leistung entgegenbringen.
Arbeiten Sie an Ihrer Kommunikation
Gute Kommunikation ist der Schlüssel zu einem respektvollen Umgang. Als Arbeitgeber sollten Sie den Beitrag Ihrer Mitarbeitenden zum Unternehmenserfolg erkennen und offen wertschätzen. Stellen Sie keine unrealistischen Erwartungen und verzeihen Sie Fehler, solange sich diese nicht ständig wiederholen.
Wenn es etwas zu beanstanden gibt, werden Sie nicht persönlich, sondern bleiben Sie stets auf der Sachebene und geben Sie möglichst konstruktives Feedback. Den idealen Rahmen dafür bieten regelmäßige Mitarbeitergespräche. Diese sollten Sie allerdings nicht nur zur Kritik nutzen. Heben Sie positive Leistungen Ihrer Mitarbeitenden hervor, schenken Sie ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit, nehmen Sie Anregungen entgegen und Verbesserungsvorschläge ernst.
Ein wichtiges Instrument auf dem Weg zu mehr Respekt kann auch ein Perspektivwechsel sein. Stellen Sie sich vor, wie sich Ihr Gegenüber gerade fühlt und welche Reaktion Sie sich an dessen Stelle wünschen würden.
Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen
Respekt als Unternehmenswert sollte tief in der Unternehmenskultur verankert sein. Konkret zum Ausdruck bringen lassen sich abstrakte Werte am besten in einem Verhaltenskodex, der den Mitarbeitenden genaue Handlungsanweisungen zur Orientierung bietet.
Um ein wertschätzendes Miteinander zu begünstigen, müssen allerdings auch die organisatorischen Voraussetzungen stimmen. Hier ein paar respektvolle Ideen:
- Sorgen Sie dafür, dass das Onboarding neuer Mitarbeiter*innen reibungslos verläuft und sie die nötige Unterstützung bei der Einarbeitung erhalten.
- Stellen Sie eine ausreichende personelle Ausstattung und eine faire Aufgabenverteilung im gesamten Unternehmen sicher.
- Bieten Sie Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, damit Ihre Angestellten berufliche Ziele schneller erreichen.
- Selbst ein Dresscode kann sich positiv auf einen respektvollen Umgang im Berufsleben auswirken. Mit einem gepflegten Erscheinungsbild bringen Sie Ihrem Gegenüber Achtung und Wertschätzung entgegen und strahlen mehr Selbstbewusstsein aus.
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Tipps für den Umgang mit respektlosem Verhalten
Auch wenn Sie sämtliche Tipps für einen respektvollen Umgang mit Mitarbeiter*innen beachten, werden Sie im stressigen Berufsalltag bestimmt auch weiterhin mit der einen oder anderen Dreistigkeit konfrontiert. Ob verdrehte Augen, schnippische Antworten oder ein gelangweiltes Gähnen im Meeting, wir erklären Ihnen, wie Sie sich als Führungskraft wieder mehr Respekt verschaffen können.
Schätzen Sie die Situation richtig ein
Bevor Sie gleich in die Luft gehen, sollten Sie kurz überlegen, was hinter dem respektlosen Verhalten steckt? Vielleicht handelt es sich nur um ein Versehen oder einen einmaligen Ausrutscher und nicht um einen persönlichen Angriff? Vielleicht ist es Ihre Reaktion, die unangemessen heftig ausfällt? Vielleicht ist die unangemessen handelnde Person einfach nur gestresst, abgelenkt oder müde? Oft sind es gerade die unangepassten Mitarbeiter*innen, die besonders gute Leistungen bringen und die kreativsten Lösungsvorschläge anbieten.
Eine empathische Herangehensweise Ihrerseits macht respektloses Verhalten keineswegs entschuldbar, verhindert aber eine weitere Eskalation der Lage. Wiederholt sich das Muster jedoch, dürfen Sie nicht dauerhaft darüber hinwegsehen.
Sprechen Sie das Fehlverhalten an
Bei besonders dreistem Verhalten sollten Sie sofort souverän und professionell gegensteuern, damit Ihre Autorität als Führungskraft nicht unter dem Fauxpas leidet. Oft genügt schon ein strenger Blick oder ein kurzes Nachhaken (Langweile ich Sie?). Wenn weiterer Klärungsbedarf besteht, sollten Sie im Anschluss ein persönliches Gespräch unter vier Augen ansetzen. Bleiben Sie sachlich und lassen Sie sich nicht zu persönlichen Beleidigungen hinreißen. Der Ton macht die Musik. Formulieren Sie Ihr Anliegen als Ich-Botschaft (Ich fühle mich respektlos behandelt) und machen Sie konkrete Vorschläge, wie sich ähnliche Konflikte in Zukunft vermeiden lassen.
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Bleiben Sie authentisch
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die uns den Respekt unserer Mitmenschen auf besondere Weise einbringen. Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Authentizität gehören dazu. Wenn Sie sich selbst auch in schwierigen Situationen treu bleiben, wirken Sie als Führungskraft glaubwürdiger und werden zum Vorbild, was wiederum für mehr Wertschätzung sorgt. Menschen ohne Rückgrat und Ja-Sager*innen sind nur in den seltensten Fällen Respektspersonen. Wer dagegen auch in schwierigen Momenten seine Position mit guten Argumenten verteidigt, erntet Anerkennung.
Achten Sie auf Ihr Erscheinungsbild
Auch Ihr Äußeres und Ihre Körperhaltung spielen in puncto Respekt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Kleiden Sie sich stets angemessen. Ein gepflegtes Auftreten signalisiert Selbstachtung. Und wenn Sie respektvoll mit sich selbst umgehen, werden das andere auch automatisch tun. Eine aufrechte Haltung, ein fester Händedruck und direkter Blickkontakt strahlen zusätzlich Selbstbewusstsein aus. Mimik und Gestik sprechen oft mehr als tausend Worte.
Überzeugen Sie mit Fachwissen und Leistung
Doch es muss auch hinter der Fassade stimmen, damit uns andere honorieren. Für Sie als Führungskraft ist es besonders wichtig, dass Sie auch auf fachlicher Ebene als Respektsperson auftreten. Bilden Sie sich weiter und entwickeln Sie sich zur Koryphäe auf Ihrem Gebiet. Bleiben Sie stets bei den Fakten, statt leere Behauptungen aufzustellen. Ihre Kompetenz kombinieren Sie mit einem Führungsstil, der die Wertschätzung gegenüber Ihrem Team zum Ausdruck bringt.
Setzen Sie klare Grenzen
Wenn Respektlosigkeit zu weit geht, müssen Sie unmittelbare Maßnahmen ergreifen, um Ihr Unternehmen, sich selbst oder andere Mitarbeitende zu schützen. Wiederholen sich verbale Übergriffe wie Anzüglichkeiten, Beschimpfungen und Beleidigungen, wird es Zeit für eine Abmahnung. Vielleicht sind auch die Voraussetzungen für eine verhaltensbedingte Kündigung erfüllt. Kommt es gar zu körperlicher Gewalt oder sexueller Belästigung, sollten sämtliche Alarmglocken läuten. Auch psychische Demütigungen, wie beispielsweise Mobbing, dürfen Sie als Arbeitgeber nicht hinnehmen.
Zum Schutz vor weniger offensichtlichen Respektlosigkeiten gibt es darüber hinaus das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Die dortigen Regelungen geben vor, dass Personen nicht wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, sexuellen Identität oder wegen ihres Geschlechts und Alters diskriminiert werden dürfen. Als Führungskraft müssen Sie unbedingt auf Fairness am Arbeitsplatz achten.
Trotz aller Gegenmaßnahmen lassen sich Verletzungen auf zwischenmenschlicher Ebene im hektischen Berufsalltag nie ganz ausschließen. Stress und hohe Erwartungen setzen uns unter Druck, sodass wir uns nicht immer nur von unserer besten Seite zeigen. Doch keine Sorge… Kleinere Konflikte können – gut gelöst – langfristig sogar den Zusammenhalt im Team fördern. Wenn Sie auch in schwierigen Situationen wertschätzend und achtungsvoll mit Ihren Mitarbeitenden umgehen, müssen Sie sich als Führungskraft gar nicht zwangsläufig mehr Respekt verschaffen. Ihr Team wird ihn Ihnen freiwillig entgegenbringen.