Was ist Teilzeitarbeit?
Teilzeitarbeit wird in Deutschland nach § 2 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) definiert. Beschäftigte arbeiten demnach in Teilzeit, wenn ihre regelmäßige Wochenarbeitszeit unter der von vergleichbaren Vollzeitbeschäftigten im Unternehmen liegt. Es gibt dabei keine festgelegte Mindeststundenzahl – von ein paar Stunden pro Woche bis zu nahezu Vollzeit ist alles möglich.
Rechte und Pflichten von Arbeitgebern
- Anspruch auf Teilzeit: Alle Arbeitnehmer*innen, die länger als sechs Monate in einem Unternehmen mit mehr als 15 Beschäftigten tätig sind, können Teilzeit beantragen.
- Ablehnung: Arbeitgeber dürfen den Antrag nur aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen, beispielsweise wenn die Organisation oder Arbeitsabläufe erheblich beeinträchtigt werden.
- Rückkehr zur Vollzeit: Seit 2019 haben Arbeitnehmer*innen Anspruch auf eine zeitlich befristete Teilzeit (sogenannte Brückenteilzeit).
Laut dem Statistischen Bundesamt liegt die Teilzeitquote aller Arbeitnehmer*innen derzeit (2023) bei rund 30 Prozent. Seit Jahren geht diese Quote stetig leicht aufwärts und zeigt, dass viele Arbeitnehmer*innen sich dieses Arbeitszeitmodell wünschen.
Der aktuelle Indeed-Job-Index lässt erkennen, dass mittlerweile 15,8 % der Stellenanzeigen flexibel als Vollzeit- oder Teilzeitstelle angeboten werden. Viele Arbeitgeber begegnen so erfolgreich dem Fachkräftemangel.
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Vorteile von Teilzeit für Arbeitgeber
Wenn Sie Ihren Beschäftigten die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit anbieten, kann Ihnen das als Arbeitgeber einige strategische Vorteile bringen.
1. Höhere Produktivität und bessere Leistung
Untersuchungen zeigen, dass viele Beschäftigte in Teilzeit produktiver arbeiten als in Vollzeit. Denn häufig agieren sie in der verfügbaren Zeit konzentrierter und effizienter. Die klare Begrenzung der Arbeitszeit führt oft zu besserem Zeitmanagement, weniger Leerlauf und einer höheren Qualität der Arbeitsergebnisse.
Zudem wirken sich lange Arbeitszeiten mit vielen Überstunden oft ungünstig auf die Gesundheit und die Work-Life-Balance der Beschäftigten aus (Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin). Das kann sich beim Krankenstand sowie bei der Fluktuationsrate bemerkbar machen, was höhere Kosten nach sich ziehen kann.
2. Größere Flexibilität in der Personalplanung
Teilzeitmodelle bieten Unternehmen die Möglichkeit, Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Das kann besonders in Branchen von Vorteil sein, die von schwankenden Arbeitsaufkommen geprägt sind, wie Handel, Gastronomie oder Dienstleistungen. Arbeitgeber können damit ihre Personalressourcen optimal ausschöpfen.
3. Erweiterung Ihres Talentpools
Teilzeitstellen sind besonders attraktiv für gut qualifizierte Fachkräfte, die aus persönlichen Gründen keine Vollzeitstelle annehmen können oder wollen. Durch die Öffnung für Teilzeit können Sie auf eine größere Anzahl potenzieller Talente zugreifen und somit auch Fachkräfte gewinnen, die sonst nicht zur Verfügung stünden.
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4. Gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
Teilzeitmodelle tragen dazu bei, dass Mitarbeitende Beruf und Privatleben besser in Einklang bringen können. Das reduziert insgesamt Stress, stärkt die Loyalität und erhöht die Zufriedenheit.
Langfristig profitieren Arbeitgeber von niedrigeren Fluktuationsraten, da zufriedene Beschäftigte seltener das Unternehmen verlassen. Besonders in Branchen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, kann dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
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5. Employer Branding
Teilzeitarbeit wird immer beliebter, und auch gut ausgebildete Fachkräfte schätzen die Möglichkeit, bei Bedarf ihre Stundenzahl reduzieren zu können. Unternehmen, die Teilzeitmodelle anbieten, können daher mit diesem immateriellen Anreiz punkten.
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6. Kostenreduktion
Teilzeitkräfte verursachen oft geringere Lohn- und Sozialversicherungskosten als Vollzeitbeschäftigte. Darüber hinaus können die Ausgaben für Überstunden, Vertretungen oder unproduktive Leerlaufzeiten sinken, da Teilzeitstellen oft präzise auf die Anforderungen zugeschnitten werden können.
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Teilzeitmodelle: Flexibilität für Arbeitgeber und Mitarbeiter
Als Arbeitgeber können Sie aus unterschiedlichen Modellen wählen, um die individuellen Bedürfnisse der Belegschaft und die betrieblichen Anforderungen optimal miteinander zu kombinieren. Vielleicht wird es Sie überraschen, welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, um flexibel auf die Wünsche Ihrer Beschäftigten einzugehen.
1. Klassische Teilzeit: Feste reduzierte Arbeitsstunden
Das klassische Teilzeitmodell basiert auf einer festen Reduzierung der Wochenarbeitszeit. Mitarbeitende arbeiten beispielsweise nur 20 oder 30 Stunden pro Woche, oft verteilt auf eine bestimmte Anzahl an Tagen. Dabei profitieren Sie als Arbeitgeber von planbaren und stabilen Arbeitszeiten und einem geringen organisatorischen Aufwand.
2. Gleitzeit in Teilzeit
Gleitzeit ermöglicht es Ihren Mitarbeitenden, innerhalb eines festgelegten Rahmens ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Die Mitarbeitenden können dabei selbst entscheiden, wann ihre Arbeitszeit beginnt und endet, solange Wochenarbeitszeit und Kernzeiten eingehalten werden.
Mit diesem flexiblen Modell können Sie Stoßzeiten oder unerwartete Arbeitsanforderungen leichter abdecken. Zudem wird die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden gefördert.
3. Jobsharing: Eine Stelle, zwei Mitarbeitende
Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehr Mitarbeitende eine Vollzeitstelle. Sie übernehmen gemeinsam Verantwortung für die Aufgaben und stimmen sich eng miteinander ab.
Dieses Modell eignet sich gerade für anspruchsvolle Tätigkeiten, die konstant abgedeckt werden müssen. Als Arbeitgeber können Sie damit sicherstellen, dass wichtige Aufgaben kontinuierlich bearbeitet werden.
4. Schichtarbeit in Teilzeit
Dieses Modell bringt besonders in Branchen wie Produktion, Einzelhandel oder Pflege Vorteile, in denen rund um die Uhr Mitarbeiter*innen benötigt werden. Teilzeitkräfte übernehmen dabei bestimmte Schichten, z. B. Früh- oder Spätschichten.
Sie können Arbeitszeiten damit an den Bedarf angepasst planen und gleichzeitig die Überstundenbelastung von Vollzeitkräften reduzieren.
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5. Brückenteilzeit: temporäre Reduzierung der Arbeitszeit
Seit 2019 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, die Arbeitszeit für einen befristeten Zeitraum von ein bis fünf Jahren zu reduzieren, die sogenannte Brückenteilzeit. Nach Ablauf der vereinbarten Frist kehren die Mitarbeitenden automatisch in Vollzeit zurück.
Damit können Sie langfristig planen und dem Bedürfnis von Beschäftigten entgegenkommen, über einen bestimmten Zeitraum die Arbeitszeit zu reduzieren, zum Beispiel wegen Kinderbetreuung oder Weiterbildung. Auch rechtlich lässt sich das leicht umsetzen.
6. Jahresarbeitszeitmodell
Beim Jahresarbeitszeitmodell wird die Gesamtarbeitszeit über ein Jahr verteilt. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit kann dabei schwanken – in Hochphasen arbeitet die Teilzeitkraft mehr, in ruhigeren Phasen weniger.
Dieses Modell eignet sich besonders für Unternehmen, die saisonale Schwankungen haben und Ressourcen in arbeitsintensiven Zeiten effektiv nutzen möchten. Das Modell bietet gleichzeitig auch den Mitarbeitenden mehr Sicherheit.
7. Elternteilzeit
Eltern haben während der Elternzeit die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Dieses Modell erlaubt es den Beschäftigten, weiterhin beruflich tätig zu bleiben, ohne dass die Betreuung ihrer Kinder zu kurz kommt.
Damit binden Sie Ihre Mitarbeitenden während der Elternzeit weiter an sich und behalten wertvolles Fachwissen im Unternehmen.
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8. Teilzeit im Homeoffice
Dieses Modell basiert auf dem klassischen Teilzeitansatz und seinen Variationen. Mitarbeitende können entweder an fünf Tagen in Teilzeit oder an zwei bis vier Tagen in Voll- oder Teilzeit von zu Hause aus arbeiten. An bestimmten Tagen kommen sie aber ins Unternehmen, um den persönlichen Austausch und die Bindung an das Unternehmen zu fördern.
Dies unterstützt eine ausgewogene Work-Life-Balance für die Mitarbeitenden und kann gleichzeitig Ihre Betriebskosten senken.
9. Teilzeit nach Lebensphasen
Dieses Modell orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen von Mitarbeitenden in verschiedenen Lebensphasen. So können Beschäftigte beispielsweise in jungen Jahren mehr arbeiten, die Arbeitszeit später reduzieren und schließlich mit einem gleitenden Übergang in den Ruhestand wechseln.
Als Arbeitgeber können Sie Ihren Beschäftigten so die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeit je nach Lebenssituation flexibel anzupassen. Gleichzeitig verbessert sich so Ihre Planungssicherheit.
10. Projektbezogene Teilzeit
In diesem Modell arbeiten Teilzeitkräfte nur für die Dauer eines bestimmten Projekts oder sind ausschließlich in projektbezogenen Hochphasen tätig.
Sie befristen also Arbeitsverträge auf die Dauer eines Projekts und nutzen die Arbeitskraft effizient für spezifische Aufgaben. Das ermöglicht Ihnen eine hohe Flexibilität in der Projektplanung und trägt zur Kostensenkung bei. Nach Abschluss des Projekts können Sie den Vertrag dann pausieren oder anpassen.
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Mögliche Nachteile von Teilzeit und wie Sie diese meistern
Die Umsetzung von Teilzeitmodellen kann jedoch auch mit Herausforderungen einhergehen. Mit einer professionellen Planung und Kommunikation lassen sich viele scheinbare Nachteile von Teilzeit jedoch erfolgreich bewältigen.
1. Koordination und Kommunikation im Team
Damit Teams erfolgreich arbeiten, ist eine klare und transparente Kommunikation unverzichtbar.
- Herausforderung: Teilzeitkräfte sind nicht immer verfügbar, was Abstimmungen erschweren kann.
- Lösung: Nutzen Sie digitale Tools, wie beispielsweise gemeinsame Kalender oder eine Projektmanagement-Software, um Transparenz über Arbeitszeiten und Aufgaben zu schaffen. Regelmäßige (Online-)Meetings können zusätzlich dazu beitragen, dass alle auf dem gleichen Stand sind.
2. Arbeitsbelastung für Vollzeitkräfte
Manchmal können Konflikte entstehen, wenn sich Vollzeitkräfte gegenüber den Teilzeitbeschäftigten im Nachteil sehen.
- Herausforderung: Werden Aufgaben von Teilzeitkräften nicht vollständig abgedeckt, kann dies zu einer Mehrbelastung von Vollzeitkräften und entsprechender Unzufriedenheit führen.
- Lösung: Vermeiden Sie Konflikte im Team, indem Sie Sie klare Zuständigkeiten definieren. Prüfen Sie darüber hinaus regelmäßig, ob die Arbeitsverteilung im Team eventuell angepasst werden muss.
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3. Vermeidung von Karrierenachteilen für Teilzeitkräfte
Müssen Teilzeitkräfte mit möglichen Nachteilen für ihre Karriere rechnen, verringert das oft die Bereitschaft, die Arbeitszeit zu reduzieren. Zudem könnten sich Beschäftigte nach Arbeitgebern umsehen, die hier gegensteuern.
- Herausforderung: Teilzeitkräfte wollen vermeiden, weniger Aufstiegschancen zu haben.
- Lösung: Wenn Sie klare Kriterien für Beförderungen und Gehaltserhöhungen setzen, die unabhängig vom Beschäftigungsumfang sind, fühlen sich Ihre Teilzeitkräfte nicht benachteiligt. Auch Weiterbildungen sollten für Teilzeitkräfte offenstehen.
Die genannten Maßnahmen können Sie dabei unterstützen, Teilzeit für Ihre Beschäftigten attraktiv zu machen, sodass Sie als Arbeitgeber von den Vorteilen dieses Arbeitszeitmodells profitieren können.
Wie Sie Teilzeitmodelle erfolgreich einführen
Wenn Sie verschiedene Teilzeitmodelle einführen wollen, sind die folgenden Schritte sinnvoll:
Bedürfnisse der Belegschaft analysieren
Führen Sie Mitarbeiterbefragungen durch, um zu ermitteln, welche Teilzeitmodelle gewünscht werden. Manche Mitarbeitende bevorzugen feste Tage, andere wünschen sich flexible Arbeitszeiten.
Individuelle Lösungen schaffen
Ein einziges Modell für alle Mitarbeitenden wird in der Regel selten allen Bedürfnissen gerecht. Prüfen Sie daher, welche Modelle für Ihr Unternehmen sinnvoll sind.
Führungskräfte einbinden
Schulen Sie Ihre Führungskräfte im Umgang mit Teilzeitmodellen. Wenn diese lernen, Arbeitszeiten zu koordinieren, Erwartungen klar zu kommunizieren und Teilzeitkräfte genauso in Entscheidungsprozesse einzubeziehen wie Vollzeitkräfte, trägt das erheblich zum Gelingen bei.
Digitalisierung nutzen
Digitale Lösungen wie Zeiterfassungssysteme oder Tools für das Projektmanagement erleichtern die Organisation von Teilzeitarbeit und schaffen Transparenz.
Teilzeit als Teil Ihrer Unternehmenskultur
Die Einführung und Förderung von Teilzeitmodellen ist mehr als nur eine organisatorische Maßnahme – Sie können dies auch als ein Zeichen für eine moderne, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur sehen. Unternehmen, die Teilzeitarbeit strategisch nutzen, profitieren nicht nur von zufriedeneren und produktiveren Mitarbeitenden, sondern auch von einem besseren Image am Arbeitsmarkt. Mit einer durchdachten Planung und einer offenen Kommunikation können Sie sicherstellen, dass Teilzeitmodelle nicht nur den Beschäftigten zugutekommen, sondern auch Ihrem Unternehmen echte Wettbewerbsvorteile verschaffen.