Was bedeutet Personalmangel?
Als Personalmangel bezeichnet man es, wenn in einem Unternehmen nicht genügend qualifizierte Mitarbeitende zur Verfügung stehen, um alle anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Dies kann interne Ursachen haben, etwa kurzfristige Auftragsspitzen oder unerwartete Personalausfälle. Personalmangel kann aber auch externe, langfristige und strukturelle Gründe haben, wie eine allgemein geringe Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte oder regionale Besonderheiten des Arbeitsmarktes.
Ein Mangel an Personal kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens haben. Reduzierte Produktivität, höhere Arbeitslast für die verbleibenden Mitarbeitenden und ein dadurch verschlechtertes Arbeitsklima sind nur einige der möglichen Konsequenzen.
Ursachen für den Personal- und Fachkräftemangel in Deutschland
Der Fachkräfte- und Personalmangel in Deutschland hat viele Ursachen. Die Hintergründe sind insbesondere struktureller, demografischer und wirtschaftlicher Natur.
- Demografischer Wandel: Aufgrund der alternden Bevölkerung ist der Anteil erwerbsfähiger Personen stark zurückgegangen. Laut eines Positionspapiers des Wirtschaftsforums der SPD e. V. (PDF-Seite 4) werden bis 2030 etwa 5 Millionen Erwerbstätige fehlen, wenn die aktuelle Entwicklung anhält.
- Fachkräftemangel: Der Mangel an qualifizierten Bewerber*innen wird noch verschärft durch das Bildungsniveau, die erforderliche Spezialisierung in bestimmten Berufen und die steigenden Qualifikationsanforderungen. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (PDF-Seite 4) ergab, dass mehr als 80 % der Unternehmen negative Folgen durch den Mangel an Fachkräften erwarten.
- Urbanisierung: Besonders in ländlichen Gebieten ist der Personalmangel sehr ausgeprägt. Fachleute ziehen zunehmend in Großstädte, wo sie in der Regel bessere Arbeitsbedingungen und Karrierechancen erwarten. Deswegen stehen in strukturschwachen Regionen weniger qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung.
- Mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Viele qualifizierte Fachkräfte, ziehen sich aufgrund mangelnder Kinderbetreuungsangebote oder unflexibler Arbeitszeiten aus dem Berufsleben zurück. Untersuchungen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass immer mehr Erwerbstätige in Teilzeit arbeiten, um ihre Kinder selbst betreuen zu können. Dies schränkt die Verfügbarkeit von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt weiter ein.
- Attraktivität der Arbeitgeber: Schlechtes Betriebsklima, fehlende Aufstiegschancen und unzureichende Vergütung gehören zu den häufigen internen Ursachen für den Personalmangel.
Dies sind nur einige der vielfältigen Gründe für den Personalmangel in Deutschland. Fachkräfte fehlen in fast allen Branchen, doch in einigen Sektoren ist die Suche nach qualifizierten Bewerber*innen besonders schwierig.
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Welche Berufsfelder haben den stärksten Fachkräftemangel?
In vielen Branchen herrscht derzeit akuter Fachkräftemangel. In Berufen, die spezielle Qualifikationen erfordern oder in denen die Nachfrage nach Arbeitskräften stark gestiegen ist, ist der Personalmangel besonders schwerwiegend.
- Gesundheits- und Pflegeberufe: Der Gesundheitssektor leidet stark unter dem Personalmangel. Dies betrifft fast alle Berufe – von Pflegekräften bis zu Ärzt*innen. In Krankenhäusern und Kliniken müssen oft überlastete Mitarbeitende die Arbeit auffangen, was wiederum die Qualität der Versorgung gefährdet.
- Kinderbetreuung und Erziehung: Kitas, Kindergärten und Horte müssen viel Arbeit in die Suche nach qualifizierten Erzieher*innen und pädagogischen Fachkräften investieren. Der Bedarf ist in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht zuletzt durch die Ausweitung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz.
- Handwerk und Baugewerbe: Das Baugewerbe und Handwerksberufe wie Elektriker*in, Installateur*in oder Schreiner*in haben zunehmend Probleme, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Oft sind Unternehmen gezwungen, Aufträge abzulehnen oder erst verspätet zu erledigen.
- IT-Branche: Die IT-Branche verzeichnet einen stetig hohen Bedarf an Fachkräften. Softwareentwickler*innen, IT-Spezialist*innen und Datenanalyst*innen etwa sind sehr gefragt. Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden wird oft zur Herausforderung. Dies führt zu Verzögerungen bei der Umsetzung digitaler Projekte.
- Logistik und Transport: In der Logistikbranche, insbesondere bei Lkw-Fahrer*innen und Lagerist*innen, herrscht ein starker Mangel. Dies führt vermehrt zu Engpässen in Lieferketten und Verzögerungen im Transportwesen.
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Herausforderungen durch Personalmangel
Personalmangel kann viele negative Auswirkungen auf Ihr Unternehmen haben. Zu den größten Herausforderungen zählt die Überlastung der Belegschaft. Kleinere Teams müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen, was zur Überarbeitung einzelner Mitarbeitender und sinkender Effizienz führen kann. Die verbleibenden Kolleg*innen müssen länger arbeiten und zusätzliche Aufgaben übernehmen, was auf Dauer zu einer verminderten Motivation führen kann.
Aufgaben müssen schneller erledigt werden, was zu Fehlern, mangelnder Sorgfalt und einer insgesamt schlechteren Arbeitsqualität führt. In Arbeitsbereichen, die hohe Präzision erfordern, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Ein akuter Personalmangel kann dazu führen, dass Ihr Unternehmen Wettbewerbsnachteile erleidet. Wenn Sie wichtige Aufträge nicht annehmen oder nicht innerhalb der vereinbarten Frist erfüllen können, riskieren Sie, Kundschaft zu verlieren. Gutes Personalmanagement ist also essenziell, um langfristige Negativfolgen für Ihren Betrieb zu vermeiden.
Wie kann ich Personalmangel in meinem Betrieb vermeiden?
Es gibt verschiedene Mittel und Wege, um Personalnotstand in Ihrem Betrieb entgegenzuwirken. Welche Methode für Sie die Richtige ist, hängt von den Umständen Ihres Unternehmens und Ihrer Branche ab.
Strategisches Personalmanagement
Durch eine vorausschauende Personalplanung können Sie Engpässe weitgehend vermeiden. Analysieren Sie in regelmäßigen Abständen Ihren Unterstützungsbedarf und erwägen Sie flexible Modelle wie Teilzeit- oder Zeitarbeit, um einen kurzfristig erhöhten Bedarf abzufedern.
Tipp: Der Einsatz von Tools zur Personalbedarfsplanung kann helfen, künftige Anforderungen rechtzeitig zu erkennen und Personalreserven aufzubauen.
Mitarbeitermotivation und -bindung
Die Bindung bestehender Mitarbeitender beugt einem Personalmangel aktiv vor. Wenn Sie als Arbeitgeber*in für eine angemessene Vergütung, gute Karrierechancen sowie ein positives Arbeitsumfeld sorgen, erhöhen Sie damit die Chancen auf langfristige Zusammenarbeit.
Geeignete Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung sind etwa:
- Anbieten von Weiterbildungsmöglichkeiten, um Mitarbeitende in ihrer Karriereentwicklung zu fördern und langfristig zu binden.
- Umsetzung von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Modellen, um eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu ermöglichen. Interessant können unter anderem flexible Arbeitszeitmodelle sein wie Gleitzeit, Teilzeitmodelle, Jobsharing oder Homeoffice/Remote-Arbeit.
- Anerkennung und Wertschätzung für Leistungen Ihrer Mitarbeitenden zeigen. Denkbar ist auch eine Erfolgsbeteiligung von Mitarbeitenden.
Aufbau einer Bewerberdatenbank
Eine Datenbank potenzieller Bewerber*innen ermöglicht es Ihnen, Informationen zu qualifizierten Kandidat*innen zu sammeln, auch wenn Sie aktuell keine Stellen zu besetzen haben. So bleiben Sie flexibel und können schneller auf Personalengpässe reagieren. Auch ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm kann hilfreich sein. Ihre Mitarbeitenden empfehlen dabei Personen aus ihrem Netzwerk, die gut zum Unternehmen passen. Das kann die Qualität der Bewerbungen steigern und zudem die schnelle Integration neuer Kolleg*innen in die Belegschaft fördern.
Wesentliche Schritte:
- Regelmäßig qualifizierte Personen mit allen Kontaktdaten in einer Bewerberliste speichern.
- Mitarbeiterempfehlungsprogramme anbieten, um Ihr Team ins Recruitment einzubinden.
Employer Branding
Gutes Branding hilft Ihnen als Arbeitgeber*in, qualifizierte Fachkräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen. Nutzen Sie Möglichkeiten in der Außendarstellung, um zu zeigen, dass Ihr Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber ist. Social Media und Ihr Indeed-Arbeitgeberprofil können dabei helfen, ein positives Bild Ihres Unternehmens zu vermitteln.
Möglichkeiten für das Employer Branding:
- Transparente Kommunikation der Unternehmenskultur und Philosophie.
- Werben neuer Talente durch bestehende Mitarbeitende über Mund-zu-Mund-Propaganda.
- Attraktive Zusatzleistungen wie betriebliche Altersvorsorge, Leistungsprämien oder zusätzliche freie Tage.
Mehr dazu: So verbessern Sie das Employer Branding mit Indeed
Externe Personalbeschaffung
Wenn interne Maßnahmen nicht ausreichen oder dafür nicht genügend Kapazitäten zur Verfügung stehen, können Sie Personalvermittlungen oder Headhunter beauftragen, um Ihren Personalbedarf zu decken. Diese sind darauf spezialisiert, passende Kandidat*innen für Ihr Unternehmen auszusuchen.
Vorteile externer Personalbeschaffung:
- Übernehmen den Großteil des Recruitings und entlasten somit Ihre HR-Abteilung.
- Haben Zugang zu einem größeren Netzwerk potenzieller Kandidat*innen.
Automatisierung und Digitalisierung
In Tätigkeitsbereichen, in denen wiederkehrende Aufgaben anfallen, kann der Einsatz von Automatisierungstechnologien und digitalen Tools dazu beitragen, den Arbeitsaufwand zu verringern. Dies reduziert die Abhängigkeit von menschlichen Arbeitskräften und steigert die Effizienz.
Beispiele:
- Einsatz von Robotern in der Produktion oder im Lager.
- Softwarelösungen und künstliche Intelligenz zur Erledigung von Routineaufgaben.
Durch Führungskompetenz Personalmangel vermeiden
Die Herausforderung Personalmangel ist kein unausweichliches Problem, sondern kann durch richtige Führungsentscheidungen deutlich abgemildert werden. Anstatt kurzfristiger Lösungen können Sie eine nachhaltige Personalstrategie entwickeln, die auf eine langfristige Bindung und Förderung von Mitarbeitenden abzielt.
Unternehmen, die ihr Handeln mitarbeiterorientiert ausrichten, positionieren sich dadurch als attraktive Arbeitgeber und ziehen Fachkräfte an. Sie können Personalmangel als Chance betrachten, Ihre internen Strukturen zu optimieren. Gerade in Zeiten der Digitalisierung und des Wandels lohnt es sich, betriebliche Prozesse und die Kapazitätsauslastung mit neuen Technologien effizienter zu gestalten. Außerdem können Sie nach Potenzial im eigenen Team suchen, diese Personen weiterentwickeln und langfristig binden.
Letztlich zeigt sich, dass Unternehmen, die ihre Führung und Personalpolitik an den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden ausrichten, nicht nur besser mit der Herausforderung Personalmangel umgehen können, sondern auch allgemein ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Diese Strategie gewährleistet also den Erfolg in Zeiten von Personalknappheit und fördert zudem eine zukunftssichere und innovative Unternehmenskultur.
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