Grundlagen
Fraglos ist Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ein entscheidendes Thema für alle Beteiligten. Für Arbeitnehmer*innen können die richtigen Maßnahmen gesundheitliche Schäden körperlicher und psychischer Natur abwenden und in extremen Fällen sogar lebenswichtig sein. Neben einer besseren Arbeitsatmosphäre und zufriedeneren Mitarbeiter*innen profitieren Arbeitgeber auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch verringerte Fehlzeiten und die Vermeidung etwaiger Klagen. Sogar gesellschaftlich hat effektiver Gesundheitsschutz eine direkte Auswirkung, nämlich auf die Sozialausgaben. Daher existiert hier eine Vielzahl an gesetzlichen Regelungen.
Rechtslage
Wie in vielen anderen Bereichen bilden EU-Richtlinien zunächst einen wichtigen Rahmen. Als maßgebendes Dokument sei hier Richtlinie 89/391/EWG erwähnt. Dort finden sich detaillierte Auflistungen der grundsätzlichen Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und -nehmer*innen. Diese stellen aber nur eine Mindestanforderung dar, welche durch nationale Gesetze der Mitgliedsstaaten umgesetzt werden sollen. Da das Ziel der Richtlinie „größtmögliche Sicherheit und ein größtmöglicher Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer*innen“ ist, dürfen nationale Standards ausdrücklich höher sein als hier festgelegt. Allgemein sollen Standards innerhalb Europas so harmonisiert und eine mögliche Konkurrenz abgebaut werden, „die zu Lasten der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes geht“. Weitere Richtlinien zu spezifischen Teilbereichen sind ebenfalls verfügbar, etwa zu chemischen und biologischen Arbeitsstoffen. Im deutschen Recht ist das Arbeitsschutzgesetz eine wichtige Quelle. Es kann je nach Notwendigkeit ergänzt werden, beispielsweise durch genauere Regelungen zum Arbeitsschutz während Corona-Zeiten.
Forschung
Wer nach konkreten Maßnahmen für sein Unternehmen sucht, kann sich allerdings meist nicht allein auf die gesetzlichen Vorgaben stützen, da diese allgemeingültig und daher eher vage bleiben müssen. Dafür liefern verschiedene Forschungseinrichtungen wichtige Erkenntnisse, die tatsächlich im Alltag umgesetzt werden können, beispielsweise die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin oder das oft zitierte Robert-Koch-Institut. Gerade im Bereich mentaler Gesundheit bieten auch immer mehr unabhängige Institute wichtige Daten und konkrete Vorschläge, um zum Beispiel extremen Stress, Depression oder Burnout von Mitarbeiter*innen zu vermeiden.
Strategien zur Förderung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
Von einem Industriesektor zum anderen müssen Sicherheitsmaßnahmen individuell angepasst werden – eine Behörde mit Büroangestellten und ein Bauunternehmen mit Handwerker*innen haben höchst unterschiedliche Anforderungen und Vorschriften in Bezug auf Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Daher bleiben die hier vorgeschlagenen Strategien recht allgemein, um nützliche Informationen für jedes Unternehmen zu bieten. Um das Wohlbefinden und die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter*innen optimal zu fördern, können Sie:
Informieren
Zunächst natürlich sich selbst. Ein umfassender Überblick über relevante Forschung sowie spezifische Gesetze, die für Sie zutreffen, gibt Ihnen das nötige Material, sowohl Ihre Mitarbeiter*innen als auch Ihr Unternehmen effektiv zu schützen. Ebenso bietet ein Blick auf die Industriestandards von Konkurrenten und ähnlichen Organisationen hilfreiche Ideen. Wenn es sich um teilweise gar lebenswichtige Maßnahmen handelt, ist Inspiration von außen nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig. Bei Unsicherheit ist es zudem ratsam, sich an entsprechende Expert*innen zu wenden. Darüber hinaus ist auch gute Kommunikation mit den Mitarbeiter*innen wichtig. Die besten Sicherheitsmaßnahmen helfen nichts, wenn niemand darüber Bescheid weiß. Um sicherzugehen, dass die gesamte Belegschaft im Bilde ist, kann eventuell schon passendes Infomaterial an strategischen Stellen reichen, zum Beispiel im Pausenraum oder auf der Toilette. Bei komplizierteren Schutzvorrichtungen und komplexen Prozessen können aber auch Schulungen und Training angebracht sein, beispielsweise als Teil des Onboardings neuer Mitarbeiter*innen.
Planen
Einerseits ist hiermit natürlich die Katastrophenplanung gemeint, etwa der eingangs erwähnte Evakuierungsplan, über den größere Unternehmen und öffentliche Einrichtungen verfügen sollten. Aber auch realistische Prognosen zum erwarteten Unternehmenswachstum und den damit einhergehenden Anforderungen an den Arbeitnehmerschutz helfen dabei, möglichen Änderungen zuversichtlich und organisiert entgegenzutreten. Außerdem ist es mit der Konzipierung von Sicherheitsstrategien allein nicht getan. Viele der notwendigen Maßnahmen erfordern Routine und konsequente Umsetzung. Dies kann man nur durch eine solide Planung erreichen, welche auf den tatsächlichen Alltag der Mitarbeiter*innen eingeht und auch Faktoren wie Motivation und Zeitdruck nicht außer Acht lässt.
Reagieren
Bei aller Planung steht man doch immer wieder vor Überraschungen – beispielsweise werden die wenigsten Unternehmen damit gerechnet haben, ihren Betrieb aufgrund einer globalen Pandemie von Grund auf umstrukturieren zu müssen. Daher ist in diesem Bereich einiges an Flexibilität gefordert, um schnell und entschieden auf neue Entwicklungen eingehen zu können. Auch durch die Abhängigkeit von der Gesetzgebung und relevanten Gerichtsurteilen ist Reaktionsschnelligkeit ein Muss. Zudem sind nicht alle notwendig erscheinenden Maßnahmen realistisch umsetzbar und sollten daher regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf geändert werden.
Zuhören
Als gute Führungskraft stellt man beim Erstellen von Maßnahmen zu Sicherheit und Gesundheit die Mitarbeiter*innen in den Mittelpunkt und möchte ihren Bedürfnissen gerecht werden. In kleinen Betrieben erhält man allein durch persönliche Rücksprache mit der Belegschaft oft schon alle Informationen, die man benötigt, und kann auf individuelle Wünsche eingehen. Je größer das Unternehmen, desto schwieriger wird dies. Beispielsweise im Rahmen allgemeiner Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit können aber häufige Schwachstellen und Belastungen ans Licht kommen und entsprechend behoben werden. Die Kommunikation mit Personalverwaltung und Teamleitung bietet ebenfalls eine Chance, Probleme zu identifizieren und gemeinsam Ideen zu deren Beseitigung zu finden. Ebenso hilft ein Blick auf die Daten: Wie oft melden sich Mitarbeiter*innen krank? Entspricht dies dem landesweiten Durchschnitt, dem Durchschnitt im jeweiligen Industriesektor? Verpassen viele Mitarbeiter*innen regelmäßig Deadlines, kommen häufig zu spät oder zeigen andere Stresssymptome? Allgemein gilt auch hier ein proaktiver Ansatz: Wer Mitarbeiter*innen und auch neuesten Forschungserkenntnissen und Entwicklungen Gehör schenkt, erkennt nötige Änderungen idealerweise noch, bevor schwerwiegende Probleme entstehen.