Was ist Job Enlargement?
Job Enlargement, zu Deutsch Arbeitserweiterung, ist eine immer beliebter werdende Methode, Mitarbeiter*innen ohne großen Aufwand neue Aufgaben zuzuweisen. Diese Aufgaben entsprechen demselben Leistungsniveau wie zuvor und sollen Abwechslung im Arbeitsalltag sowie Flexibilität fördern. Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile für Arbeitgeber und -nehmer*innen. Zunächst muss der Begriff jedoch von zwei ähnlichen, aber nicht identischen Optionen abgegrenzt werden:
Job Rotation (Arbeitsplatzwechsel)
Job Rotation ist ein systematischer, strategisch geplanter Rollentausch zwischen zwei Mitarbeiter*innen auf derselben Ebene. Gerade in der Produktion und bei Fließbandarbeit wird diese Methode häufig eingesetzt, um eine einseitige geistige und vor allem auch körperliche Belastung zu verhindern. Auch in anderen Sektoren kann dies aber eine Chance darstellen, neue Perspektiven zu gewinnen und sowohl Team- als auch Unternehmensgeist zu fördern.
Job Enrichment (Arbeitsbereicherung)
Obwohl Job Enrichment im Prinzip dieselben Ziele verfolgt wie Job Enlargement, werden diese hier durch die Verteilung neuer Aufgaben auf höherem Leistungsniveau erreicht. Während beim Job Enlargement also keine oder kaum Weiterbildungsmaßnahmen notwendig sind, lassen sich diese hier durch den gesteigerten Anspruch kaum vermeiden. Die Mitarbeiter*innen erhalten mehr Verantwortung und vertiefen ihr Fachwissen. Dieser Prozess ist aber nicht mit einer Beförderung gleichzusetzen, da er meist nicht mit Gehaltserhöhung und Positionswechsel verbunden wird. Ein kurzes Beispiel illustriert den Unterschied zwischen den drei Methoden noch genauer: In der Firma Wavewood sind drei Mitarbeiterinnen für den Kundenservice zuständig. Anna bietet Telefonsupport, Bettina beantwortet Kundenanfragen per E-Mail und Claudia kümmert sich um die Social-Media-Kanäle. Alle drei wünschen sich mehr Abwechslung und deswegen beschließt die Geschäftsführung, ihren Arbeitsalltag umzustrukturieren.
Job Enlargement
Die drei bisher streng getrennten Bereiche werden enger verbunden. Anna, Bettina und Claudia teilen sich fortan die Verantwortung für Telefonsupport, E-Mail-Anfragen und Social Media untereinander. Jede von ihnen geht mal ans Telefon, schreibt zwischendurch ein paar E-Mails und kontrolliert Kundenchats auf Facebook. Alle drei übernehmen also neue Aufgaben, die den bisherigen aber in Bezug auf Anspruch und Entscheidungskraft sehr ähnlich sind.
Job Rotation
Die drei Bereiche bleiben weiterhin getrennt, aber eine Art Rotationssystem wird eingeführt. In Woche 1 beantwortet Anna nun also das Telefon, in Woche 2 E-Mails und in Woche 3 Chatanfragen in den sozialen Medien – in Woche 4 sitzt sie wieder am Telefon. Auf den ersten Blick vielleicht kein großer Unterschied, hier entsteht jedoch ein deutlich höherer Lernaufwand, da von heute auf morgen eine komplett neue Rolle übernommen wird, welche mehr Begleitung durch die jeweils erfahrene Kollegin voraussetzt.
Job Enrichment
Auch hier bleiben die drei Bereiche getrennt, aber sie öffnen sich nach oben. Claudia beantwortet weiterhin Fragen in sozialen Medien, führt nun aber auf dieselbe Art auch Kundenakquise durch, schreibt vielleicht sogar auch Marketingkampagnen in denselben Netzen. Dadurch hat sie mehr Einfluss auf die Kundenbeziehungen und außerdem mehr Verantwortung für das Geschäftswachstum.
Welche Vorteile bietet Job Enlargement?
Aus dem oben beschriebenen Beispiel wird bereits klar, dass gesteigerte Abwechslung ein großer Vorteil von Job Enlargement ist. Für Mitarbeiter*innen entstehen aber auch noch andere positive Effekte:
- Motivation: Wer Neues lernen kann und nicht in öder Routine feststeckt, findet wieder mehr Spaß an der Arbeit. Dies kann sogar für die Gesundheit wichtig sein und helfen, dem sogenannten Boreout vorzubeugen.
- Wenig Druck: Zwar entsteht auch durch intensive Weiterbildung und Beförderung ein positiver Effekt, doch meist geht dies mit gesteigerter Verantwortung und damit mehr Druck einher. Beim Job Enlargement dagegen bewegen sich Mitarbeiter*innen auf der bereits vertrauten Ebene, wodurch sie Neues erfahren, ohne überfordert zu sein. Auch der Lernaufwand ist hier deutlich geringer.
- Karriereboost: Durch die neuen Aufgaben können Mitarbeiter*innen wachsen, mehr Fachwissen erhalten und sich gegebenenfalls sogar etwas umorientieren. Im Hinblick auf die Zukunft öffnen sich so neue Optionen und Beförderungsmöglichkeiten.
Überzeugende Argumente – schließlich wünscht man sich als gute Führungskraft nur das Beste für seine Mitarbeiter*innen. Tatsächlich ist Job Enlargement aber eine Situation, in der jeder gewinnt! Für Unternehmen ergeben sich nämlich auch einige Vorteile:
- Teamwork: Mitarbeiter*innen sind dadurch nicht länger an nur eine Rolle gebunden. Es entsteht ein verstricktes, kreatives Team, das sich Verantwortlichkeiten teilt und so die Talente jedes Einzelnen optimal nutzen kann. Das führt nicht nur zu neuen Ideen und Perspektiven, sondern auch zu besserem Verständnis für die Bedürfnisse der anderen und damit hoffentlich zu weniger Missverständnissen.
- Flexibilität: Als logische Folge sind Mitarbeiter*innen in diesem Szenario viel einfacher in der Lage, für andere einzuspringen. Abwesenheitszeiten können so leichter und reibungsloser ausgeglichen werden.
- Abwechslung: Richtig, dieser Punkt wurde schon genannt. Aber nicht nur für die Mitarbeiter*innen kann Abwechslung hilfreich sein! Auch Kund*innen und Geschäftspartner*innen begrüßen es womöglich, mit verschiedenen Personen zu kommunizieren und Input aus mehreren Quellen zu erhalten. Dies funktioniert aber nur, wenn der Wechsel klar nach außen kommuniziert wird und die Mitarbeiter*innen wirklich in der Lage sind, andere Aufgaben problemlos zu übernehmen.
Worauf sollte man als Arbeitgeber achten?
Nun klingt all das vielleicht zu gut, um wahr zu sein. Tatsächlich stellen sich diese positiven Effekte auch nur unter bestimmten Voraussetzungen ein. Damit Job Enlargement für alle Beteiligten funktioniert, sollte man Folgendes beachten:
Klare Kommunikation
Wie bereits erwähnt, ist die Kommunikation nach außen wichtig, um Kund*innen und Geschäftspartner*innen nicht zu verwirren oder irritieren. Aber auch intern kann Job Enlargement nur funktionieren, wenn den Mitarbeiter*innen klar ist, welche Ziele hier verfolgt werden. Betonen Sie dafür, welche Vorteile sich für jeden Einzelnen ergeben. Andernfalls könnte bei den Mitarbeiter*innen der Eindruck entstehen, dass sie für dasselbe Gehalt plötzlich viel mehr Arbeit leisten oder Kolleg*innen ersetzen sollen. Außerdem sollte klargestellt werden, dass hierdurch weder längere Arbeitszeiten noch Stellenkürzungen folgen.
Realistisch bleiben
In der Theorie lässt sich Job Enlargement in fast jedem Sektor anwenden – aber nicht überall ist das auch realistisch umsetzbar. Wer viele neue Mitarbeiter*innen hat, die in ihren derzeitigen Rollen noch nicht ganz angekommen sind oder von der Arbeitslast schon jetzt etwas überfordert scheinen, sollte sich diesen Schritt zweimal überlegen. Auch in hoch spezialisierten Fachgebieten mag eine Erweiterung der Aufgaben nicht so problemlos möglich sein wie in anderen. Zu guter Letzt sollte auch überprüft werden, ob sich durch die geplante Erweiterung womöglich Gefahren oder Nachteile für Mitarbeiter*innen ergeben, beispielsweise durch häufigen Ortswechsel oder veränderte Arbeitszeiten.
Empathie
Bei dieser Maßnahme spielt die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen eine zentrale Rolle – deswegen müssen sie auch im Fokus bleiben. Stellen Sie also sicher, dass Ihre Mitarbeiter*innen eine derartige Umstrukturierung ihres Arbeitsalltages begrüßen und sich davon nicht überfordert oder in eine unangenehme Rolle gedrängt fühlen. Nicht für jeden ist Job Enlargement die richtige Maßnahme und zur Leistungssteigerung und Motivation von Mitarbeiter*innen stehen noch weitere Methoden zur Verfügung.